Danke, Donald!

Man muss auch mal danke sagen können. Zur verhassten Lehrerin, die einen ständig zur Tafel bittet, aber dann ganz plötzlich doch mit aller Gnade die benötigte Note erteilt, damit man doch nicht durch's Abi fliegt (guckt mich nicht so an, ich habe einen 2,1-Schnitt). Zum Piloten, der trotz aller Turbulenzen - oder auch einfach so - das Flugzeug sicher in den Flughafen gebracht hat (bei Mallorca-Flügen dürfen's auch ruhig mal mehrminütige Standing Ovations sein, die einen glauben lassen man befinde sich gerade auf der Cannes-Premiere des neuen Films von Michael Haneke). Zum Handwerker, der "am Dienstag zwischen 9 und 18 Uhr" erscheinen sollte und dann tatsächlich um 17:54 Uhr da ist, also innerhalb des Zeitfensters! Und schließlich zum Staatschef, dem die Inkompetenz auf der gefärbten Stirn geschrieben steht, aber einen endlich mal wieder so richtig unterhält! Danke dafür!

Ich weiß, ich weiß, es ist alles so verdammt tragisch. Bye Klimaschutz, bye deutsch-amerikanische Beziehung, bye Vernunft. Aber wo die Vernunft geht, bleibt zumindest noch der Sinn für Humor! Und comedytechnisch sind wir aktuell doch nun wirklich gut bedient!

Als Donald Trump im November tatsächlich zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde, war diese Zuversicht noch nicht in den Köpfen angekommen. Keine Comedy, eher Schockstarre. Ja, wenn selbst einem Stephen Colbert (zunächst) die Worte fehlen, dann muss es wohl ganz schlimm sein. Werden wir je wieder lachen können? Wird die Sonne je wieder scheinen? Werden Pornos ab jetzt die einzigen Inhalte im Internet sein, die Emotionen in uns auslösen?

Im Januar trat Sean Spicer das erste mal vor der Presse auf, um direkt klipp und klar mitzuteilen, dass die Zahl an Zuschauern bei Trumps Vereidigung die größte jemals überhaupt und sowieso gewesen sei (PERIOD!). Wenig später reagierte Kellyanne Conway, Beraterin des Präsidenten, auf die nachweislich falschen Behauptungen von Spicer mit der Erfindung des Begriffs "alternative facts". Es war keine Lüge, es waren alternative Fakten!

Nicht zu lange raufschauen, sonst könntest du orange anlaufen

Spätestens da wussten wir - die Sonne der Unterhaltung war nicht nur aufgegangen, sie würde so stark scheinen wie seit Bush-Zeiten nicht mehr. Plötzlich waren alle wie auf Speed. SNL etablierte mit Parodien auf Donald Trump (Alec Baldwin; ja Klugscheißer, gab's auch schon 2016) und Sean Spicer (Melissa McCarthy) so witzige Charaktere, wie es sie in der Show schon lange nicht mehr gegeben hat. Jimmy Kimmel, Trevor Noah, Seth Meyers und vor allem Stephen Colbert drehten so richtig auf. Die Niederlande versuchte sich in für den US-Präsidenten verständlichen Worten einzuschleimen, Snoop Dogg "erschoss" eine Clown-Version von Trump, bento und ze.tt konnten das Internet endlich wieder mit "So reagiert das Netz auf [hier irgendeinen Trump-Vorfall einfügen]“-Artikeln fluten und Harald Schmidt...ach, den gibt's ja nicht mehr (nur ab und zu verruckelt auf SPIEGEL daily).

Es ist also alles halb so wild. Nun gut, vielleicht werden wir in wenigen Jahren allein in unseren Luftschutzbunkern oder aufgrund des hohen Meeresspiegels in einem Baumhaus vor uns hin lachen, aber jeder muss nun mal seinen Preis für gute Unterhaltung zahlen. That's showbizz, baby!

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