Jetzt reißen wir uns alle mal wieder zusammen!
Ja, Donald Trumps Entscheidung aus dem Pariser Klimaschutzabkommen auszusteigen, ist ziemlich dumm. Allerdings wollen wir das jetzt auch nicht hysterisch überbewerten. Viele US-Staaten, u.a. Kalifornien, nehmen den Klimaschutz mittlerweile in die eigene Hand und haben für sich ohnehin schon entschieden auf das zu scheißen, was der Orangene da in seinem Rosengarten von sich gibt. Als Trump in einem Alliterations-Anfall behauptete "I was elected to represent Pittsburgh, not Paris", konterte Bill Peduto, der Bürgermeister Pittsburghs, direkt bei Twitter "Fact: Hillary Clinton received 80% of the vote in Pittsburgh. Pittsburgh stands with the world & will follow Paris Agreement". Suck this, motherfucker!
Noch viel wichtiger, als sich damit zu brüsten Teil des Pariser Klimaschutzabkommens zu sein, ist diese Ziele mit glaubwürdiger Überzeugung auch wirklich gewissenhaft durchzuprügeln und einzuhalten - denn konkrete Strafen drohen bei Nichteinhaltung nicht. Die Staaten müssen es wirklich selber zum Wohle des Planeten wollen und nicht, weil ihnen sonst Sanktionen um die Ohren fliegen würden.
Dramatisches Bild irgendeines Fabrikgeländes, das irgendwelche Abgase ausstößt
Das mit dem wirklich wollen klappt bisher eher so semi. "Wir brauchen dieses Pariser Abkommen, um unsere Schöpfung zu bewahren. Nichts kann und wird uns dabei aufhalten", prädigte Angela Merkel erst heute als Reaktion auf Trumps Entscheidung.
Ja absolut, nichts wird uns dabei aufhalten! Aaaaußer vielleicht die Automobilindustrie. 2016 hat in Deutschland der Ausstoß von Treibhausgasen zugenommen. Schuld sei der Verkehr, welcher einen Zuwachs des CO2-Ausstoßes von 5,4 Millionen Tonnen verursachte. Huch, sind die Diesel dieses Landes doch nicht so rein wie eine frische Brise am Ostseestrand Binz? Ist das Bescheißen von VW und - diese Nachricht wiederum ist äußerst Ostsee-frisch - Audi doch nicht so wirklich vereinbar mit dem Pariser Klimaschutzabkommen?
Dass Bundesverkehrsminister Alexander Doofbrinth (tihihi, erstklassiges Wortspiel, Kevin!) nicht viel mehr tut, als den Automobilherstellern kurz auf die Fingerchen zu hauen (während in den USA so richtig viel geblecht werden muss) - geschenkt. Die Maut, eine hervorragende Arschgeburt von Dobrinth, hat jetzt Vorrang! Dafür muss man Verständnis haben!
Und was jetzt sowieso zählt, ist die große Geste! Die Staatschefs dieser Welt scheinen sich gegenseitig einen Wettkampf zu liefern, wer glänzender und pathetischer gegen Donald Trump auftritt! Und wenn es ein Händedruck sein muss, der so kräftig ist, dass die Haut zu zerreißen droht!
Aber das soll mir alles recht sein. Wenn Trumps Ignoranz dafür sorgt, dass man sich hinter seinem Rücken noch stärker vereint als zuvor, dass man sich noch mehr anstrengt (Come on, Dobrinth, da geht noch was) die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens einzuhalten, dass sich Leute überhaupt mal Gedanken um den ganzen Scheiß machen, dann sind wir doch schon mal einen Schritt weiter. Dann steht uns das Gletscherwasser 2040 vielleicht nicht bis zum Hals, sondern zumindest bis zur Kimme. Heutzutage muss man ja schon mit den kleinen Dingen zufrieden sein.
Deswegen sehe ich die Entscheidung des US-Präsidenten zwar als große Dummheit, aber weder wird er damit die am Boden liegende Kohleindustrie zurückholen, noch die umstimmen, die sich schon längst klar für die Energiewende entschieden haben. (Eine Prise Optimismus für's Wochenende)
So langsam hat auch mich dieser Macron-und-Merkel-Pathos (für ihre Verhältnisse erreicht das schon Braveheart-Niveau) gepackt! In diesen letzten Zeilen muss auch ich mich dem anschließen!!
So geht's nicht, Mr. President!
Oh wow, das war schon fast unverhältnismäßig dramatisierend! Aber es musste sein. Es geht hier schließlich um den Klimaschutz.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen